Backnanger Kreiszeitung vom 22.09.2003
Zwischen Fossilien und Bergbau passt noch ein Späßchen
Aspach/Spiegelberg – Bei strahlendem Sonnenschein erlebten gestern mehrere tausend Besucher einen glanzvollen Tag des Schwäbischen Waldes. Zu den Höhepunkten zählten dabei die Eröffnung einer Fossilienausstellung in Aspach und die offizielle Übergabe des Bergbaulehrpfads in Spiegelberg.
VON ARMIN FECHTER
Allerorten waren gestern Wanderer, Radfahrer, Inline-Skater und Ausflügler auf Achse, um noch einmal sommerliche Sonne zu tanken, ehe der Herbst und damit eine kühlere Witterung Einzug im Land hält. Viele von ihnen nutzten dabei die Jubiläumsangebote des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) anlässlich seines 25-jährigen Bestehens, um den grünen Rand der Region, den Schwäbischen Wald, zu erreichen. Dort hatten die Mitgliedsgemeinden der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald ein attraktives und vielseitiges Programm auf die Beine gestellt: Fahrten mit dem Oldtimerbus da, Weinprobierstände dort, Ausstellungen, Mitmachaktionen, geführte Themenwanderungen, Besichtigungen, Tage der offenen Tür, speziell bei einigen Unternehmen in der Gemeinde Aspach, und, und, und.
In Aspach bekam der Keuperlehrpfad, der erst vor kurzem um eine Saurier-Station erweitert worden war, anlässlich des Tags des Schwäbischen Waldes das i-Tüpfelchen aufgesetzt: Im Verwaltungsgebäude der Firma Lukas Gläser in Großaspach eröffneten Geschäftsführer Wolfgang Paul und Bürgermeister Hans-Jörg Weinbrenner eine geologische Ausstellung mit Fossilienfunden aus dem Muschelkalk und Lettenkeuper der Backnanger Bucht. Die Exponate, die einen Einblick in die Tier- und Pflanzenwelt vor über 200 Millionen Jahren mit Seelilien, Urlurchen und Kopffüßern geben, stammen von Klaus Dahl, Backnang, Herbert Dona, Markgröningen und Adolf Reitmayer, Waiblingen.
Die komplette Ausstellung kann noch bis einschließlich 10. Oktober werktags von 9 bis 16 Uhr besichtigt werden. Danach bleibt ein Teil der Schau als Dauerausstellung weiterhin bestehen. Größere Gruppen und Schulklassen werden unter 07191/2130 um Anmeldung gebeten.
Als Hauptsponsor der Lehrpfad-Station hat sich die Firma Gläser engagiert, die in Zwingelhausen einen Steinbruch betreibt. Für sie ist, wie Geschäftsführer Paul bei der Eröffnung schmunzelnd sagte, die Geologie zwar von besonderer Bedeutung, allerdings habe das Unternehmen mit den inneren Schätzen des Materials wenig zu tun – das sei eher das Metier der Sammler und Hobbygeologen. Zu den eifrigsten gehören Rose und Klaus Dahl vom Geologischen Arbeitskreis des Heimat- und Kunstvereines Backnang.
Zugleich legte die Gemeinde Aspach gestern auch die von Dahl und Hermann Reinhardt überarbeitete Broschüre zum Keuperlehrpfad vor. Sie enthält, wie Bürgermeister Weinbrenner hervorhob, auch einen Verweis auf den Muschelkalk-Aufbruch bei Ellenweiler in der Nachbargemeinde Oppenweiler sowie eine Darstellung zum Bergbaulehrpfad in Spiegelberg, der gleichfalls gestern offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. Eigens dazu angereist kam Landrat Johannes Fuchs, der zugleich Vorsitzender der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald und des Vereins Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald ist. Er würdigte das Projekt, das vor allem auf das Engagement von Manfred Schaible zurückgeht, als einen Edelstein in der Kette der Lehrpfade in der Waldregion.
Silber, Kohle, Salz: Ein Rausch setzte ein
Auf einer Länge von 4,3 Kilometern erinnert der Weg an den Rausch, der die Gegend ab der Mitte des 18. Jahrhunderts erfasste. Alles, was Gewinn versprach, wurde in den Bergen zwischen Löwenstein und Murrhardt vermutet – Silber, Kohle und sogar Salz. Doch nur mit Wetzsteinen ließ sich eine Zeitlang Geld machen. Der noch erhaltene Stollen soll, so Schaibles Ziel, begehbar gemacht und zum Besucherbergwerk ausgebaut werden. Schon heute ist der Eingang auf dem Bergbaulehrpfad zu besichtigen. Ausgetüftelt und umgesetzt wurde der Weg, wie Bürgermeister Uwe Bossert sagte, in 300 Stunden ehrenamtlicher Arbeit – daran beteiligt waren auch Jugendliche im Rahmen von Kindererlebnistagen – und mit Kosten von 2 500 Euro. Die Hälfte trägt der Naturpark.