Am Samstag 1. Juli wird um 16 Uhr in der Friedhofkapelle im Stadtfriedhof der Stadtchronist und langjährige Leiter der Heimatabteilung und des archäologischen Arbeitskreises im Heimat- und Kunstverein Heiner Kirschmer an Hand des Kriegstagebuchs einen Einblick in das Soldatenleben seines Vaters des Rudolf Kirschmer im Zweiten Weltkrieg geben. Auf der einen Seite um dadurch das Schicksal eines nicht vollendeten Lebens und andererseits sein persönliches Schicksal sichtbar zu machen, das er mit vielen seiner Generation teilt, dass Heiner Kirschmer seinen Vater nie erlebt und als Person gekannt hat.
Mit diesem Vortrag weist Heiner Kirschmer auf die Aufgabe der Friedhofkapelle und des Arbeitskreises „Erinnern und Gedenken“ hin, womit sich die Gelegenheit bietet, öffentlich und mit der Nennung der Namen an die Backnanger zu erinnern, die zwischen 1933 und 1945 als Opfer von Gewaltherrschaft und Krieg zu Tode gekommen sind. In Anlehnung an das Geburtsjahr von Rudolf Kirschmer und dem Jahr, in dem er gefallen ist, werden der Jahrgang 1912 und die große Zahl der Tosdesopfer im Jahr 1944 namentlich erwähnt und damit ihrer gedacht.
Dieser Umstand ist der Zeit zwischen 1933 und 1945 geschuldet, deren politische und soziale Umwälzungen, verbunden mit einen mörderischen Rassismus, einem aggressiven Nationalismus und einem Denken, das in dem Streben nach der Weltherrschaft alle humanen Kategorien glaubte eliminieren zu können und das zu 50 Millionen Toten und die Zerstörung der Zivilisation führte.
„Du bist nichts, dein Volk ist alles“ unter dieser Prämisse zog Rudolf Kirschmer in den Krieg, freiwillig und auch begeistert und dort musste er auch sein Leben lassen. Nach mehr als 70 Jahren schlägt nun Heiner Kirschmer dieses Lebenszeugnis seines Vaters auf, das nicht nur ein wertvolles Dokument ist sondern auch ein Zeichen, das dazu beiträgt Gedenken und Erinnern zu aktualisieren und lebendig werden zu lassen.
Zugleich lässt sich an Hand der Schilderungen von Rudolf Kirschmer das komplexe und alle Kräfte und Leidenschaften des Menschen, sowohl seiner guten und weniger guten, in Beschlag nehmende Kriegsgeschehen nachvollziehen und sich in das Schicksal einfinden, das wohl auch die große Zahl der im Erinnerungsbuch aufgeführten Soldaten in ähnlicher Weise erlebt und auch erlitten hat.
Im Rahmen der Veranstaltung wird zusätzlich der eindrucksvolle und gut dokumentierte Bildband von Renate von Babka mit dem Titel „Stille Zeugen auf dem Stadtfriedhof Backnang“ vorgestellt und der Öffentlichkeit übergeben. Mit dem Bildband verbindet sich zugleich ein weiteres Anliegen des Arbeitskreises „Erinnern und Gedenken“, nämlich die Pflege des historischen Gräberbestandes und der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Der Verkaufserlös des Bildbandes dient als Spende für diese Aufgabe des Arbeitskreises.